Lübeck - Auf einer Grünfläche in der Eschenburgstraße sind vier Fleischbällchen gefunden worden – ein Hund ist krank geworden. Er hat eventuell von den mysteriösen Ködern gefressen. „Rocker“ sieht sein Frauchen schon von Weitem. Zuerst fängt nur sein Schwanz an, aufgeregt hin und her und zu wedeln, dann zerrt er wie wild an der Leine, schließlich spurtet er im Schweinsgalopp auf Ute Welschhoff zu und begrüßt die 36-Jährige überschwänglich. „Du bist ja wieder richtig fit“, sagt die Erzieherin zu ihrem Border-Collie-Mischling und streichelt ihm glücklich den Kopf. „Das ist ja toll.“ Einen Tag zuvor ging es dem fünfjährigen Rüden gar nicht gut. Nach dem morgendlichen Spaziergang in der Eschenburgstraße war der Hund total ermattet. Möglicherweise hatte „Rocker“ vergiftete Hundeköder gefressen. Vier selbstgemachte Fleischbällchen fand Welschhoff auf der Grünfläche und erstattete Anzeige bei der Polizei. Die Staatsanwaltschaft Lübeck ordnete eine Untersuchung der Köder an. Das Ergebnis wird in ein paar Tagen erwartet.
Gegen 6.30 Uhr war Ute Welschhoff am Mittwoch mit „Rocker“ in der Eschenburgstraße spazieren, morgens führt die Runde immer zur Wiese zwischen der Staatsanwaltschaft und dem Jerusalemsberg. „Ich hatte einen Ball dabei, aber ,Rocker‘ ist nicht hinter ihm hergejagt“, sagt die 36-Jährige, die feststellte, das ihr Hund etwas kaute. Zu Hause war der Mischling dann plötzlich furchtbar schlapp und wollte kaum noch aufstehen – sehr ungewöhnlich für „Rocker“. Auf dem Weg zur Arbeit schaute Ute Welschhoff auf der Grünfläche noch einmal genauer nach und entdeckte drei Fleischbällchen. „Ich hatte ein komisches Bauchgefühl“, sagt sie. „Das waren selbstgemachte.“ Nach einem Anruf bei ihrem Tierarzt ließ sie ihren Hund sofort behandeln. Der Arzt verabreichte „Rocker“ ein Brech- und ein Gegenmittel. Später suchte die Hundebesitzerin noch einmal die Grünfläche ab und entdeckte ein viertes Hackbällchen. „Die lagen sehr weit auseinander.“ Es ist nicht das erste Mal, dass Ute Welschhoff und „Rocker“ Erfahrung mit Ködern machen. Im Alter von zwölf Wochen wäre der Hund fast an vergiftetem Futter gestorben. „Deshalb hat man umso mehr Angst davor“, erzählt sie. „Aber schützen kann man die Hunde nicht wirklich.“
Jutta Sünnenwold geht mit ihrem Schäferhund „Arras“ gerade die Eschenburgstraße entlang, sie hat bereits von den Ködern gehört. „Ich mache mir schon Sorgen“, sagt die 65-Jährige. „Ich passe auf und halte ,Arras‘ auf größeren Rasenflächen an der Leine. Für „Julie“ ist die freilaufende Zeit zu Ende, als Karin Sahlmann von den verdächtigen Fleischködern hört. Bislang hat die Polizei noch keine weiteren Hinweise auf Hundeköder erhalten. Bei der Durchsuchung der Grünfläche wurden nichts mehr gefunden werden. Ute Welschhoff ist jetzt erst einmal froh, dass ihr Hund alles so gut überstanden hat und „Rocker“ seinem Namen wieder alle Ehre macht.
Von Julia KonerdingQuelle: Verdächtige Köder: Lübecks Hundehalter in Angst